Kings League, Baller League, Icon League. Ich habe gelesen, das sei die Zukunft des Fußballs. Nun vorweg, ich bin ein Fußballromantiker, ich vermisse immer noch die Zeiten des Europapokals der Landesmeister, als schon in Runde 2 das Aus des Favoriten gegen einen vermeintlich kleinen Gegner im Hin-und Rückspiel beschlossen werden konnte, die großen vereine kein Abo für die große Kohle hatten und auch Mannschaften aus kleinen Ländern weit kommen konnten. Bratwurst, Bier und Bande. Das ist immer noch meins. Aber das gibt es so eigentlich auch nur noch beim heimischen Dorfverein.

Keine Frage, der moderne Profifußball ist zu einem Großteil nur auf Kommerz aus. Spieler, die in ihrem Verein ausgebildet worden sind, ihre komplette Jugend und Kindheit dort verbracht haben wechseln sofort die Seiten, wenn es woanders mehr Geld gibt. Die Wettbewerbe werden immer mehr aufgebläht um noch mehr Spiele vermarkten zu können. oft geht das zu Lasten der Spieler, die aufgrund der vielen Termine kaum noch zum Geldzählen kommen…

Was ist nun an den oben genannten “Leagues” anders? Vorweg: sie ähneln sich im Format und Regelwerk alle. Stars aus den Social Media, Streamer, YouTouber, Twitch, Content Creator und so weiter. Mit diesen Leuten muss man sich wohl auskennen. Eher nichts für ältere Semester wie mich.

Aber ich bin wohl auch gar nicht die Zielgruppe. Da die einzelnen Spiele recht kurz sind, alles drumherum bunt und flippig gehalten wird, muss die Aufmerksamkeitsspanne jeweils nicht sehr hoch sein. Oder eben doch? Kleine Spielfelder sorgen für viel Action auf dem Platz, ähnlich dem Eishockey. Regeländerungen oder besondere Karten sorgen für neue Situationen direkt im Spiel.

Während es bei einem klassischen Spiel zu längeren Ruhephasen kommen kann, manche Spiele direkt bei Abpfiff aufgrund der Langeweile wieder aus dem Gedächtnis gelöscht werden kann, sind die Kirmesspiele für die überwiegend jüngere Generation darauf aus immer wieder neue Situationen zu schaffen. Es ist, als wolle man ein Buch mit mehreren hundert Seiten mit einem Videospiel vergleichen. Keine wird in Frage stellen, welches insgesamt das höhere Niveau hat. Welches von beiden Produkten empfehlenswerter ist. Nachhaltiger im Kopf bleibt, wo man sich besser reinfühlen kann. Aber spielt das heutzutage noch eine Rolle? Die Jugendlichen konsumieren fast alles online, das klassische Kino geht ebenso langsam den Bach runter wie die lineare Fernsehsender. Nun glaube ich nicht daran, dass das klassische Fußballbusiness in Gefahr ist. Viel zu viel Geld wird dort verdient. Aber wandern die jungen Zuschauer ab, dann kann das Gerüst irgendwann ganz oben ins Schwanken geraten. Die Dorfvereine wissen mittlerweile, dass die jungen Spieler den Fußball nicht mehr als höchste Priorität sehen. Und eine bunte Welt im Internet könnte auf Dauer eine Alternative darstellen. Denn die Baller-, Icon- und Kings-Leagues dürften erst der Anfang sein. Wird hier gutes Geld verdient werden immer mehr auf den Markt drängen. Sie werden Zuschauer, Sponsoren und auch Spieler aus den verbandsgesteuerten Ligen abziehen.

Romantiker wie ich werden irgendwann aussterben, mein Fußball ist aufgrund der Multi-Club-Ownership, Red Bull, neugeordneter Klubweltmeisterschaft und ähnlichem Schwachsinn schwer krank. Er wird sich davon auch nicht mehr erholen, ich muss mich anpassen.

Das Buch ist nach hunderten von Jahren ebenso krank, vom Internet bedroht. Und auch wenn es Bücher mittlerweile als E-Book-Reader online gibt, so kann es sich mit dem Internet nicht vergleichen. Wird es klassische Bücher in 50 Jahren noch geben? Und klassische Vereine?