In der Vor-Corona-Zeit waren die Gladbacher das, was nun die Eintracht ist: ein Aufsteiger, ein Wandler zwischen den Top-Clubs und den Verfolgern, ein Verein auf dem Sprung nach höherem. seit 2012 erreichte man einmal Platz 3, dreimal Platz 4, und einmal Platz 5. Seit 2021 jedoch landet am Ende stets um Platz 10, letzte Saison landete man gar nur auf Platz 14.

Champions League und Europacup scheinen  derzeit unerreichbar.

In diese Lücke ist die Eintracht eingedrungen, sie gehört derzeit zu den Vereinen, die sich am rasantesten entwickelt haben. Aber wer gehört noch dazu?

Betrachtet man die vergangene und diese Saison, die immerhin auch zu einem Drittel bereits gespielt wurde, dann scheint es der VfB Stuttgart zu sein. Entkam man 2022 und 2023 nur knapp dem Abstieg, so wurde letzte Saison mit einem in Teilen neu zusammengesetzten Kader überraschend Vizemeister. Mit einem ansehnlichen Fußball und Spielern, die plötzlich sowohl für andere Vereine als auch für ihre Nationalmannschaften interessant wurden.

Und ähnlich wie bei Frankfurt 2016 scheinen diese abgewendeten Abstiegsszenarien die Initialzündungen gewesen zu sein.

Bobic, Kovac, Ben Manga, Hütter, Glasner, Krösche und Toppmöller, Pokalsieg und Europacupsieg, Pokalfinalspiele und Championsleague-Teilnahme. Der Aufstieg der Eintracht seitdem ist kometenhaft und fast schon legendär.

Vergleichbares hat der VfB natürlich (noch?) nicht vorzuweisen, die Qualifikation über die Liga in der vergangenen Saison haben die Stuttgartern den Frankfurtern aber voraus.

Während man sich in Frankfurt nach dem Klassenerhalt aufgrund chronisch klammer Kassen erstmal Werte im Kader schaffen musste, und dafür weniger als 5 Mio Euro zur Verfügung hatte,  sah es beim VfB etwas besser aus. Für Mavropanos, Endo und Sosa nahm man rund 50 Mio EUR ein, etwa die Hälfte des Geldes gab man für Spieler wie Guirassy, Stiller und Mittelstädt (500k!) aus, Nübel, Undav, Leweling und Rouault lieh man (zunächst) aus. Eine gesunde Basis im Kader war damit vorhanden, fast alle Spieler schlugen ein und übertrafen zum Teil die Erwartungen, die Mannschaft insgesamt übertraf mit Platz 2 natürlich sämtliche Erwartungen. Diese Performance hatte ihren Preis, Guirassy, Anton und Ito waren aufgrund von Ausstiegsklauseln nicht zu halten.

Ausstiegsklauseln? Ja, die kannte man in Frankfurt auch. André Silva zum Beispiel ging dadurch unter Wert nach Leipzig, Marius Wolf zum BVB, Omar Mascarell wurde durch eine Rückkaufoption zu Schalke transferiert.

Erfolg macht ja nicht nur schön, sondern man ist auch in einer anderen Verhandlungsposition: Ausstiegsklauseln gibt es in Frankfurt fast keine mehr, fast alle Spieler haben langlaufende Verträge und die Eintracht hat das Heft des Handelns in der Hand, kann damit die Preise besser bestimmen. Das fehlt dem VfB noch, immer wieder tauchen Gerüchte zu aktuellen Spielern im Kader auf, es gäbe interessierte Vereine die eine AK bestimmter Spieler bendienen möchten. Senkrechtstarter Millot zB hat eine in Höhe von 20 Mio EUR. Ein Schnäppchen, bei einem Marktwert von über 40 Mio EUR.

Verträge ohne Ausstiegsklausel kosten natürlich in der Regel mehr Geld. Interessante Spieler wechseln zu Vereinen wie dem VfB, die auf dem Sprung nach oben sind, gerne mit der Möglichkeit bei ausbleibendem Erfolg oder einer schnellen persönlichen Entwicklung den Verein wechseln zu können. Natürlich ist es ein Ziel des Vereins künftig keine Ausstiegsklauseln mehr in die Verträge schreiben zu müssen. Was hilft da mehr als das schnöde Geld? Der Einstieg der Porsche AG zu Beginn des Jahres hilft da natürlich, sie soll in 2 Tranchen aufgeteilt etwa insgesamt 40 Mio Euro in die Kassen gespült haben. Durch  ein Sponsoring auf verschiedenen Ebenen der Nobelmarke kommt auch künftig viel Geld rüber, dieses Engagement war auch wichtig.

Denn dem VfB ging es zwischendurch finanziell nicht gut, der Kader war über einige Jahre teurer als er gemessen am Erfolg hätte sein dürfen. Der Meister von 2007 sehnte sich lange nach den vergangenen Erfolgen, stolperte dabei gar zweimal in die 2. Liga. Dies hat viel Geld verschlungen, nötige Investitionen in die Infrastruktur wurden aufgeschoben, der Einstieg von Mercedes als Investor verpuffte sozusagen. Hier gilt es nun zu beobachten, wie der VfB unter diesen Gesichtspunkten weiter in der Kaderplanung verfahren wird. Ob man im Sommer 2025 für den Schweizer Fabian Rieder und Touré nochmal mindestens 30 Mio auf den Tisch legen wird ist sicherlich vom Ausgang der Saison abhängig. Spannend werden auch Verlängerungen mit Spielern wie Stenzel, Vagnoman, Bredlow und Zagadou, sowie die Torhüterfrage in Abhängigkeit davon wo Alexander Nübel seine Zukunft sieht. Mit dem 18jährigen Dennis Seimen steht eines der größten deutschen Torhütertalente in den Startlöchern.

Hoeneß hat gezeigt, dass er Spieler entwickeln kann, sie besser macht. Millot, Mittelstädt, Vagnoman, Leweling und Stiller sind da gute Beispiele, Wohlgenuth hat ihm einen spannenden Kader zusammengestellt. Allenfalls in der Defensive könnte man noch Hand anlegen, andererseits verschafft es einem jungen Spieler wie Anrie Chase Spielpraxis, der 20-jährige war letzte Saison noch Stammspieler der 2. Mannschaft.

Für das NLZ hatte man bis Ende 2023 Thomas Krücken, welcher dann nach England gewechselt ist um als Leiter der Nachwuchsabteilung von Manchester City den nächsten Schritt zu gehen. Durch ihn wurde die komplette Architektur rund um das NLZ in Stuttgart komplett neu ausgerichtet und modernisiert. Hier ist seit Ende 2023 mit Stephan Hildebrandt ein neues Gesicht installiert worden, er hat jedoch eine große Erfahrung im Bereich Jugendentwicklung und an der Schnittstelle zwischen Jugend und Aktivenbereich gesammelt, unter anderem beim HSV. Ziel ist es natürlich vermehrt selbstausgebildete Spieler in den Profilader zu integrieren. Wie einst die „jungen Wilden“ um Timo Hildebrand. Hier zeigen sich Parallelen, auch die Frankfurter haben die Arbeit im NLZ mit der Installierung von Alexander Richter 2022 umgekrempelt und haben sogleich die neue U21 in den Spielbetrieb gebracht. Auch hier ist der klare Plan demnächst Eigengewächse zu den Profis zu bringen.

Perspektivisch ist der VfB insgesamt ein Club der durch Umfeld und Zugkraft wieder ein Top-Verein der Bundesliga sein kann. Eine der großen Streitfragen ist das Tempo in dem gerade der Schalter umgelegt werden soll. Geplant war eine nachhaltige Mittel-und Langfristplanung die den Verein konsolidieren sollte. Der überraschende Erfolg mit der Vizemeisterschaft 23/24 hat das Mindset einiger Fans sicher geändert, das bemerkt man auch an einer geringeren  Frustrationstoleranz.

Beide Vereine eint aber, dass es noch zumindest nur in einer nahezu perfekten Saison für die Champions-League-Quali reicht. Der VfB hatte diese Saison gehabt.