Wenn man sich die von der DFL vor kurzem veröffentlichten Finanzkennzahlen anschaut, dann kann einem auch klar werden, warum die Eintracht trotz großer Verkäufe weiterhin auf ihr Geld achten muss. Ich stelle dies absichtlich stark vereinfacht da, es ist sicher keine passende Erklärung für BWLer, die würden die Zahlen aber auch auf dem ersten Blick erkennen.

Das Eigenkapital betrug zum Stichtag 30.06.2024 etwa 50 Mio EUR, wurde durch die Kapitalerhöhung vor kurzem um rund 25 Mio EUR auf 75 Mio EUR aufgestockt. Zum Vergleich: der SC Freiburg hat ein Eigenkapital von etwa 150 Mio EUR, der BVB etwa 330 Mio EUR, der FC Bayern etwa 570 Mio EUR. Vergleichbar mit der #SGE sind der FC Augsburg mit 46 Mio EUR und Mönchengladbach mit etwa 49 Mio EUR.

Die Verbindlichkeiten betrugen zum Stichtag etwa 150 Mio EUR. Vergleichbar ist hier der VfB Stuttgart mit etwa 140 Mio EUR, diese hatten aber mit 67 Mio EUR ein höheres Eigenkapital. Die Bilanzsumme der Eintracht betrug zum Stichtag 244 Mio EUR. Das ist ganz vereinfacht dargestellt der Wert der Fußball-AG. Hier ist eben zu schauen, wie wird der Wert abgedeckt: 150 Mio EUR Fremdkapital plus 50 Mio EUR Eigenkapital ist ein Verhältnis von 3:1. Dazu kommt ein bereinigter Rechnungsabgrenzungsposten (vereinfacht: noch nicht bezahlte Rechnungen, hier aktiv und passiv bereinigt) von etwa 30 Mio EUR. Also sogar 180 Mio EUR zu 50 Mio EUR, also ein Verhältnis von etwa 3,5 zu 1.

In der Bilanzsumme ist uns die TSG Hoffenheim am ähnlichsten (ja ich weiss…) mit 238 Mio EUR. Sie haben ein EK von 170 Mio EUR (!) und Verbindlichkeiten in Höhe von 58 Mio EUR plus 6 Mio EUR Rechnungsabgrenzungsposten. Bei ihnen sind die Verbindlichkeiten also komplett vom EK gedeckt. Warum ist das so wichtig? Bediene ich mich am Finanzmarkt mit Fremdkapital, dann sind diese Zahlen wichtig für die Höhe der Zinsen, also die Kosten für diese Art der Finanzierung. Die Eintracht spielt zwar seit 8 Jahren fast durchgängig in Europa, knabbert aber noch an den Misserfolgen der Jahre davor. Und natürlich an den Kosten der Corona-Zeit. In Zeiten sportlicher Probleme und damit fehlendem Geld bleibt all das auf der Strecke, was nicht unmittelbar für sportlichen Erfolg sorgen kann. Investitionen in die Infrastruktur wie die Geschäftsstelle, Stadion und Trainingsplätze zum Beispiel. Die neugegründete U21 mit dem Sportpark Dreieich kostete ebenfalls viel Geld. Aber diese Investitionen waren nun nötig um den Anschluss an konkurrierende Vereine nicht zu verlieren. Sportlich den nächsten Schritt zu gehen und infrastrukturell aufzuholen ist ein schwerer Spagat, der bislang aber gelingt. Aber die AG muss das stets auf der Hut bleiben.

Die Eintracht hat einen Reingewinn von 24 Mio EUR zum Stichtag gemacht, nur drei Vereine erzielten einen höheren Gewinn (Dortmund, Freiburg (!), Bayern). Fünf Vereine machten gar Verlust. Der Personalaufwand der Eintracht lag bei etwa 141 Mio EUR, vergleichbar etwa mit dem VfB Stuttgart (134 Mio EUR). Der FC Bayern investierte fast 430 Mio EUR, Bayer Leverkusen 191 Mio EUR, der BVB 268 Mio EUR, Freiburg 75,5 Mio EUR, Mainz 66 Mio EUR und RBL 202 Mio EUR.

Spannend ist, dass die Eintracht in Sachen Provisionen für Spielerberater weiterhin oben dabei ist, nach dem FC Bayern, dem BVB und Leizig hat sie mit 24 Mio EUR am zweitmeisten hierzu aufgewendet.

Fazit ist also, dass die Eintracht zwar weiterhin ein gesunder Verein ist, um aber in eine deutlich bessere Situation zu kommen sind weiterhin höhere Transfererlöse nötig. Das Eigenkapital soll und muss weiter steigen, die Verbindlichkeiten gesenkt werden. Im ligaweiten Vergleich stehen andere Vereine etwas besser da, die eben nicht sportlich deutlich besser sind. Ziel muss es sein, diese nicht nur sportlich anzuhängen, sondern auch in den Finanzen. Denn nur dann ist das sportliche Blinkersetzen nachhaltig und es geht nicht auf den letzten Metern das Benzin aus…